Erfahrungen mit dem HYUNDAI Kona in Italien 2022

Prolog

Hier berichte ich über meine Erfahrungen mit unserem Hyundai Kona, den Sparsamen.

Eines vorweg: in den zwei Wochen haben wir 2029.3 km zurückgelegt und gemäss Bordcomputer 13.8 kWh/100 km verbraucht. Man lese und staune!!

Der Hyundai Kona ist ein extrem sparsames Elektroauto. Auf der Ferienreise, wie auch im Alltag!
Allerdings waren wir über den Verbrauch in Italien eher überrascht. Mit der Hitze, Autobahnfahrten, Klimaanlage etc. rechneten wir mit einem deutlich höheren Verbrauch. Zwar ist der Hyundai Kona kein Schnelllader, aber der Verbrauch macht da wieder einiges gut! Einzig bei der Routen- und Ladeplanung dürfte Hyndai nachbessern. Auch da dürften sie sich ruhig an Tesla orientieren. Planen und anzeigen wo auf der Strecke geladen werden kann.

Wir haben den Kona übrigens bei Auto Birrer in Sursee gekauft. Seit dem Kauf waren wir nur einmal da – zum Räderwechseln. Eigentlich schade! Aber umso mehr machen wir gerne etwas Werbung für Auto Birrer. Eine Garage, die seit einigen Jahren auch auf Elektroautos, Ladeinfrastrukuren in der Region und Car-Sharing setzen – einfach innovativ und mit Weitsicht!

Nun geht’s aber auf die Reise!


Italienreise im Sommer 2022

Hinfahrt Schenkon – Assisi

Im Sommer haben wir unsere erste Reise mit dem Elektroauto nach Italien geplant. Die Planung der Ladestopps waren uns sehr wichtig. Mit der App ABRP haben wir die Planung vorgenommen und viel recherchiert. Auch Google Maps war sehr hilfreich.
Es zeigte sich, dass es in Italien einige Ladestationen gibt, aber… dazu später mehr.
Bei der Planung im Vorfeld stand auch die Wahl der Ladekarten bzw. Ladeanbieter im Vordergrund.
Aufgrund dessen haben wir uns für Nextcharge entschieden. Daneben hatten wir schon eine Karte von ENBW. Im Laufe der Reise zeigte sich, dass diese Auswahl nicht ausreichte.

Nun aber der Reihe nach.

Wir planten von Schenkon aus nach Assisi zu fahren. 742 km standen vor uns. Wir planten unsere Ladestopps in Coldrerio, Modena und San Cipriano-Santa Barbara-Cetinale.
Planung ist eines und die Wirklichkeit dann etwas anderes.
In Coldrerio, bei der Go-Fast-Station waren grad alle Stationen besetzt. Ein Franzose versuchte sein Auto aufzuladen, was nicht funktionierte. Der freie Platz nutzten wir. Leider auch ohne Erfolg. Wir schafften es nicht, den Ladevorgang zu starten.
Also peilten wir eine der wenigen Autoraststätten auf der Strada del Sole an in AdS San Zenone Ovest. Hier fanden wir eine Schnellladestation, die funktionierte. Allerdings sollte man jenes Kabel anschliessen, das mit dem blauen Licht angezeigt wird und nicht jenes mit dem grünen Licht… (Danke Sigi).
Dann ging die Reise nach dem Espresso weiter nach Modena zur geplanten Ladestation von Enel. Soweit so gut. Aber da stand neben einem Elektroauto auf dem zweiten Platz ein Benziner an der Ladestation. Unser Auto konnten wir zum Glück dazwischen stellen und anschliessen. Dieser Ladevorgang mit ENBW klappte problemlos! Nach dem Besuch der Stadt waren wir und das Auto für die Weiterfahrt gestärkt.

Wir entschieden uns nach Florenz via Ponticino, Perugia nach Assisi zu fahren. Da wollten wir nochmals laden. Geplant in San Cipriano-Santa Barbara-Cetinale. Leider ist diese Station weit von der Autobahn entfernt (20 Minuten). Dafür war sie richtig schnell!

Es hätte eine andere Möglichkeit gegeben in Terranuova Bracciolini. Leider nicht gesehen bei der Planung.
Trotz allem erreichten wir Assisi problemlos.
Fazit der Hinreise: Schon einige mögliche Probleme erlebt und trotzdem gut angekommen!

Laden vor Ort

Ankommen ist ja das Eine. Ladestationen vor Ort zu finden das Andere.
Ausser drei Stationen, die entweder nicht funktionierte, nur mit 11kWh laden wollte oder den Ladevorgang abgebrochen hat, fanden wir eine Station an einem prominenten Ort mitten in Assisi. Die funktionierte mit 22 kWh gut. Einmal brauchte es ein paar Anläufe, dann war die Abwehr gebrochen! Zwei Minuten später wäre eine Tesla am Laden gewesen. Glück gehabt. Während dem Ladevorgang waren wir im schönen Städtchen Assisi zum Essen. Da gibt es eine Empfehlung von uns: Le Terrazze di Properzio. Was für eine wunderschöne Aussicht!

Bei einem feinen Essen lässt sich das Elektroauto gut laden, finden wir!
Am Einfachsten wäre es natürlich, wenn das Hotel eine eigene Station hätte. Hatte es nicht. Falsche Auswahl? Nein. Es war wunderbar.

Teilrückfahrt Assisi – Levanto

Aufgrund der ersten Erfahrungen haben wir uns entschieden künftig bei Ionity zu laden. Schnell, aber teuer. In der Nähe von Massa wollten wir mit der installierten App den Ladevorgang starten. Kein Erfolg! Wir schafften es nicht bei brütender Hitze. Die Freischaltung funktioniert (meinten wir), das schwere Kabel brummte, aber kein Ladevorgang. Aufgeben und weiter fahren.
In Massa selber fanden wir eine Station bei einem Einkaufszentrum. Hinfahren, abstellen, Ladevorgang starten, einstecken und laden. So einfach ist das! Eigentlich!

In Assisi haben wir aufgrund der ersten Erfahrungen neben der Ionity-App auch die App von Juice Pass von ENEL X geladen und mit der Kreditkarte bestückt. In Italien würden wir hauptsächlich mit dieser Karte arbeiten – neben Ionity, dazu aber später mehr…
Auf jeden Fall kam hier beim Einkaufszentrum die Enel X-Karte zum Einsatz und die Zeit überbrückten wir mit einem Espresso und mit Einkaufen.

Muss auch sein. Warum nicht während dem Laden? Und schon ging die Reise weiter an den Strand von Levanto. Hier gabs im ganzen Dorf keine, ja wirklich keine Lademöglichkeit. Das war nicht so schlimm, weil wir das Auto die ganze Woche nur einmal brauchten. Und so wies die Akkustandanzeige bei der Abfahrt noch 73% aus.

Heimfahrt

Mit dieser Ladung planten wir einen Halt vor Mailand an einer Ionity Ladesäule. Denn in der Zwischenzeit machten wir uns schlau, was wir in Massa eventuell falsch gemacht habe. Die Ladekabel von Ionity sind schwer und müssen bis zum Start des Ladevorgangs gut gehalten werden. Wir waren uns sicher, dass wir es dieses Mal in Binasco schaffen werde. Leider waren alle Säulen besetzt.

Doch schon bald wurde eine Säule frei und leider schafften wir es auch hier nicht den Strom unter die Sitze zu kriegen. Trotz mehreren Versuchen: keine Stromzufuhr. Es ist bei dieser Hitze zusätzlich mühsam, das Display lesen zu können. OK, wir waren trotz aller Hoffnung vorbereitet und wir fuhren weitere 2 km zur nächsten Station in Lacchiarella bei einem Conad. Diese Ladesäule ist zwar nicht so schnell wie Ionity, aber bei einem Kona ist diese nicht so entscheidend.

Um 12.00 Uhr sind wir da angekommen und konnten uns einen Espresso gönnen und sogar noch im Conad einkaufen, bevor die beiden ihre Türen geschlossen haben. Glück gehabt. Wären wir etwas später gekommen, hätten wir unserer Kona in der Pampa aufladen und warten können. Es lohnt sich also einen Notfallplan zu haben und nebenbei auch die Öffnungszeiten zu studieren. Das zweite war nicht der Fall, aber eben: Glück gehabt!

In Bellinzona fuhren wir dann nochmals von der Autobahn weg um das Energievolumen vor dem Gotthard und seinem 9 km Stau zu optimieren.

Es würde sich allerdings zeigen, dass dieser Stopp nicht mehr nötig gewesen wäre. Denn wir sind mit über 40% zu Hause in Schenkon gut angekommen. Siehe weiter unten!

Eckdaten

Total Kosten: Fr. 148.00
Durchschnittspreis je kWh Fr. 0.55
Total geladene kWh: 270

Kritisches Fazit nach der Reise

Es zeigten sich uns einige Grundprobleme!

Grundprobleme
– Ladestation besetzt
– Ladestation defekt
– Ladestation von Benziner besetzt
– Ladevorgang wird abgebrochen

Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der optimalen Ladekarte in Italien. Wir gingen von ENBW aus. Zudem schnappten wir in einem Youtube-Video NEXTCHARGE auf. Darauf würden wir nicht mehr setzen. Aufgrund der konkreten Erfahrungen in Italien haben wir während der Reise ENEL X als starken Vertreter kennengelernt. So haben wir unterwegs die App installiert und das war sehr wertvoll. Aber auch ENBW in der Tasche oder in der App zu haben ist sicher gut!
Ionity haben wir gemieden, weil die kWh mit 0.79 zu Buche schlägt. Wir merkten aber, dass eine schnelle Ladestation halt etwas mehr kosten wird. Leider schafften wir es nicht, den Ladevorgang zu starten. Als wir in der Schweiz waren haben wir uns bei Ionity mit unseren Erfahrungen gemeldet. Die offizielle und sehr schnelle (!!!) Antwort lautete: “Um eine Ladesitzung mit uns über die App oder den QR-Code (Website) zu starten, müssen Sie sicherstellen, dass Sie zuerst die Zahlung vollständig durchführen, bevor Sie den Stecker aus der Station ziehen. Das bedeutet: Wenn der Stecker in das Auto gesteckt wird, bevor oder während die Zahlung verarbeitet und autorisiert wird, wird sie fehlschlagen. Schließen Sie zuerst die Zahlung der Vorautorisierungsgebühr ab, warten Sie auf die Bestätigung und schließen Sie dann das Kabel an das Fahrzeug an. Außerdem sind die IONITY-Stecker schwerer als die meisten anderen (wegen der Kühlflüssigkeit), so dass wir Ihnen dringend raten, das Kabel nach dem Einstecken in das Fahrzeug fest zu halten, bis der Ladevorgang beginnt, um sicherzustellen, dass die Verbindung korrekt hergestellt wird. Wenn Sie diese beiden Schritte befolgen, werden Sie erfolgreich laden können.”
Dies haben wir auf der Heimreise genau so befolgt. Leider ohne Erfolg.
So war es irgendwie tröstlich, dass es Silvan und Selinda auf ihrer Reise in Portugal ähnlich erging… (ab 1:18)
Allerdings schafften die beiden die Ladung über den QR-Code und eine andere App.
Aber es ist und bleibt mühsam, mit dem Laden und den verschiedenen Ladekarten!

Wir verstehen echt nicht, warum keine kundenfreundliche Ladelösungen möglich sind, wie es Tesla vorgemacht hat!
Zwar umwerben alle Ladeanbieter die Kunden, aber um die Bedürfnisse der Kunden interessiert sich kaum einer! Da sind wir mit Silvan glasklar einer Meinung: das muss besser werden!
Sind wir ehrlich: Tesla macht es vor wie es gehen muss: Einstecken und laden! Liebe Anbieter: Das ist der Massstab.
In Italien gibt es zwar schon einige Ladestationen. Aber kaum auf den Autobahnraststätten und kaum Schnellladestationen. Oft leisten sie 11 oder 22 kWh. Kommentar überflüssig. Auch Ionity-Schnellladestationen gibt es nicht sehr viele in Italien. Ein Blick auf die Karte mit Fokus Mittelitalien (wo wir eben waren) zeigt eine gähnende Leere.

Screenshot von https://ionity.eu/de/network/network-status / 30.8.2022

Fazit – Perspektive

Auch wenn wir uns hier kritisch äussern, würden wir es wieder nach Italien wagen. Wir würden mehr wagen. Sprich: weniger Ladestationen. Dazu braucht es eine grosse Portion Geduld, gute Planung und eine gelassene Einstellung. Es ist meiner Meinung nach eine andere Art von Reisen. Gemächlich. Geduldig. Umweltbewusst.
Bisher haben wir noch NIE gewusst, wieviel Energie (Benzin) wir verbraucht haben. Jetzt wissen wir es. Auch fahren wir anders. Wir beschleunigen nie so viel, wie beim Benziner. Fahren nicht so schnell. Wir müssen uns auf diese andere Art von Reisen einstellen. Etwas mehr Zeit einplanen. Warum nicht? Was spricht dagegen?

In Italien würden wir klar auf ENBW, IONITY und ENEL X setzen. Nach unserer Heimkehr haben wir übrigens an der Raststätte Neuenkirch bei Ionity einen Versuch gestartet. Und siehe da: es funktionierte! Wir würden es also wieder wagen.

Trotz all den Un(m)wegsamkeiten sind wir von der Elektromobilität überzeugt. Sie wird nicht die Lösung aller Probleme sein. Aber heute können wir etwas tun. Deshalb freuen wir uns seit über 8 Jahren über unsere Photovoltaik-Anlage auf unserem Haus. Das können wir tun. Heute. Es ist mehr, als nichts zu tun.

Ich habe so viel von den tollen Videos von Silvan und Selinda gelernt. Gerne empfehle ich ihren Youtube-Kanal weiter!